Unser Anbau - was machen wir anders?
Waldnaher Weihnachtsbaumanbau - was heißt das?
Unser Ideal ist die Waldlichtung: Große Bäume wirken wie ein Sonnenschirm und schützen vor Wind. Sie bieten Vögeln hervorragende Nistmöglichkeiten und uns wertvolles Tannengrün und Holz. Jungbäume und Bäume im verkaufsfähigen Alter lassen Platz für vielfältigen Bewuchs: neben Gräsern sind es vor allem Wildstauden, Blumen und Mose, die hier gedeihen.
Bei uns wachsen daher verschiedene Baumsorten und -Herkünfte in unterschiedlichen Altersklassen quer Beet und werden von uns weitgehend in Ruhe gelassen. Wir nennen das waldnahen Weihnachtsbaumanbau, in der Forstwissenschaft wird von horizontaler (verschiedene Sorten) und vertikaler (verschiedene Altersklassen) Mischung gesprochen.
Wir haben immer offene Augen und Ohren und wollen die Maximen der Agrarökologie mit unseren eigenen Erfahrungen verbinden, um an unserem Standort für alle maximalen Nutzen zu erreichen: für Umwelt, Mensch und Tier.
Wir produzieren nicht, wir bauen an – das ist ein wichtiger Unterschied. Wenn wir im Frühjahr den Spaten in die Hand nehmen, dann entscheiden wir, wo der neue Setzling zu einem stattlichen Weihnachtsbaum heranwachsen soll. Für das Wachstum selbst sind jedoch die unzähligen komplexen Prozesse der Natur zuständig, die wir nach Kräften unterstützen – auch, indem wir möglichst wenig eingreifen.
Regionalität ist Trumpf. Vor Ort vielfältigen Lebensraum schaffen – auch für die Menschen: Unser „Beobachtungsfeld“ mit dem darauf befindlichen „Rachel-Carson-Weg“ ist für Sie das ganze Jahr über frei zugänglich. Die von uns eingerichtete Benjeshecke ist als Maßnahme zum Biotopverbund gedacht und entwickelt sich gerade zu einem ganz eigenen, vielfältigen Lebensraum. Auf dem Feld haben Sie den Sommer über Gelegenheit, Wildbienen und Hummeln bei der Arbeit zuzusehen.
So läuft es bei uns. Wenn Sie sehen wollen, wie Weihnachtsbäume industriell angebaut werden, informiert Sie diese NDR-Doku sehr anschaulich.
Leben und Leben lassen
Wir machen ernst: Seit vielen Jahren legen wir in und um die Weihnachtsbaumplantage Blühflächen, Hecken und Streuobstwiesen an. Im Herbst 2019 kamen ganze 50.000 m² Blühflächen dazu. Zusammen mit den bereits geschaffenen Flächen kommen wir damit auf 70.000 m² für Vielfalt, Zukunft und Einsicht. Wir hoffen auf Menschen, die Lust bekommen, sich zu engagieren.
Unkrautbekämpfung?
Auch was das Unkraut angeht, denken wir um: Jede Pflanze, die den Boden bedeckt, Sonnenlicht in Biomasse umwandelt und anderen Organismen ein Zuhause bietet, erfüllt wichtige Aufgaben. Wir streben an, eine variantenreiche Flora und Fauna zu etablieren um ein in sich stabiles und robustes Ökosystem zu gewährleisten.
Mehr… Weniger…Die Wurzel bleibt im Boden
Jedes Jahr bleiben nach dem Weihnachtsbaumverkauf hunderte Baumstubben zurück. Bei Weihnachtsbaum-Monokulturen werden oft ganze Felder in einem Zug „abgeräumt“, denn der Produzent möchte im nächsten Frühjahr wieder maschinell pflanzen. Daher werden die Stubben unter hohem Energieaufwand gerodet und in der Regel geschreddert. Der Boden ist dann „schwarz“ und im nächsten Frühjahr werden die Setzlinge mit Maschineneinsatz großflächig gepflanzt.
Mehr… Weniger…Keine Düngemittel aus der Tierhaltung
Horn- und Blutmehl spielen auch in vielen biologisch wirtschaftenden Betrieben eine große Rolle. Mit den von außen, oftmals aus der konventionellen Massentierhaltung, eingebrachten Düngemitteln soll der Hoforganismus belebt, der Hofkreislauf geschlossen werden.
Wir wollen die Nährstoffkreisläufe wirklich vor Ort schließen: ohne dafür Tierleid, Transportwege und Zukunftszerstörung andernorts dafür in Kauf zu nehmen. Dazu gehört es aus unserer Sicht, keine Düngemittel aus der Nutztierhaltung einzusetzen. Stattdessen setzen wir auf die breite Förderung des lokalen Bodenlebens durch Methoden der bodenaufbauenden Landwirtschaft, der friedfertigen Landwirtschaft und der Agroforstsysteme.
Humusaufbau, Kohlenstoffbindung und Schadstofffilterung
Auf der Plantage ist jeder Quadratzentimeter mit Leben bedeckt. Auch das ist ein großer Unterschied zum chemiegetriebenen Anbau: Wo Herbizide (Unkrautvernichter) zum Einsatz kommen, leidet nicht nur das Unkraut, sondern auch der Boden.
Mehr… Weniger…Und die Schädlings- bekämpfung?
Zunächst: Was ist überhaupt ein Schädling – gibt es böse Organismen, die uns Menschen etwas wegnehmen wollen?
Das Ziel muss es sein, eine ökologische Umgebung zu erlauben, in welcher sich Nützling und Schädling gleichermaßen zu Hause fühlen und sich dadurch gegenseitig regulieren.
Mehr… Weniger…Und was passiert mit dem, was übrigbleibt?
Jedes Jahr fallen bei uns große Mengen an Schnittgrün von Hecken und Weihnachtsbäumen an. Wir verbrennen dies nicht, sondern nutzen es zum Aufbau weiterer Benjeshecken und geschreddert als Strukturmaterial zur Kompostierung und Bodenverbesserung. Mittelfristig wird noch die Pyrolyse hinzukommen, mit welcher sich umweltfreundlich Holzkohle zur Bodenverbesserung und Kohlenstoffbindung herstellen lässt.
Warum (noch) kein Bio-Zertifikat?
Biosiegel spielen eine wichtige Rolle auf dem Weg zu einer enkeltauglichen Gesellschaft – sie schaffen Vertrauen zwischen territorial weit entfernten Verbrauchern und Erzeugern. Die für die Zertifizierung notwendigen häufigen Kontrollen werden durch die Vermittler, die Bio-Anbauverbände, organisiert.
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